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… grundlos vergnügt

Am Ende einer langen, schönen und herzberührenden Begleitung drückt mir die Ehefrau des verstorbenen Mannes das untenstehende Gedicht von Mascha Kaléko in die Hand. Kaléko, die so wunderbar tiefgründige Gedichte schrieb. Gedichte, die Halt in Trauerzeiten geben. Kaléko hat aus dieser tiefen Trauer-Quelle auch die Freude am Leben geschöpft…


SOZUSAGEN GRUNDLOS VERGNۆGT

Ich freu mich, dass am Himmel Wolken ziehen
und dass es regnet, hagelt, friert und schneit.
Ich freu mich auch zur grü€nen Jahreszeit.
Wenn Heckenrosen und Holunder bl۟hen.
Dass Amseln flöten und dass Immen summen.
Dass Mü€cken stechen und dass Brummer brummen.
Dass rote Luftballons ins Blaue steigen
Dass Spatzen schwatzen. Und dass Fische schweigen.


Ich freu mich, dass der Mond am Himmel steht
und dass die Sonne tä‚glich neu aufgeht.
Dass Herbst dem Sommer folgt und Lenz dem Winter.
Gefä‚llt mir wohl. Da steckt ein Sinn dahinter.
Wenn auch die Neunmalklugen ihn nicht sehen.
Man kann nicht alles mit dem Kopf verstehn!
Ich freue mich. Das ist des Lebens Sinn.
Ich freue mich vor allem, dass ich bin.


In mir ist alles aufgerä‚umt und heiter:
Die Diele blitzt. Das Feuer ist geschü€rt.
An solchem Tag erklettert man die Leiter,
die von der Erde in den Himmel f۟hrt.
Da kann der Mensch, wie es ihm vorgeschrieben,
weil er sich selber liebt – den Nä‚chsten lieben.
Ich freue mich, dass ich mich an das Schöne
und an das Wunder niemals ganz gewöhne.
Dass alles so erstaunlich bleibt, und neu!
Ich freue mich, dass ich … Dass ich mich freu.


aus „In meinen Träumen läutet es Sturm“
von Mascha Kaléko

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